Die Geschichte der Pfarrei Döfering erzählt

Am vergangenen Sonntagnachmittag fanden sich zahlreiche interessierte in der Döferinger St. Ägidius Kirche zur Kirchenführung ein zu der die Katholische Erwachsenen Bildung eingeladen hatte. Kreisheimatpfleger Josef Ederer und die Vorsitzende der Gesellschaft für Familienforschung, Elfriede Dirschedl waren auch zugegen.

Der zertifizierte Kirchenentdecker Karl Heinz Hofmann hatte sich dazu in die bewegte Geschichte der Döferinger Kirche eingelesen. Eine große Hilfe bei der Recherche war zum einen die 1992 zur Einweihung nach der großen Renovierung erschienene Chronik, welche damals Josef Schneider und Gerhard Kühner verfassten, sowie der Kirchenführer aus 1999 von Gerhard Kühner. Nachdem die Kirchenführung mit dem Patrozinium zusammenviel sprach Hofmann zuerst über den Kirchenpatron den Hl. Ägidius. Er wurde um 640 in Athen geboren. Als Einsiedler lebte er jahrelang in einer Höhle bei Nîmes an der Mündung der Rhone zum Mittelmeer.  Dabei ernährte er sich unter anderen von der Milch einer Hirschkuh. Während der Jagd des Westgotenkönigs Wamba flüchtete diese Hirschkuh zu Ägidius, der sich schützend vor das Tier stellte und so versehentlich von einem Pfeil getroffen wurde.  Nachdem er Gott darum bat, dass die Wunde nicht verheilen möge trug er diese bis zu seinem Lebensende. Der König ließ unter Leitung von Ägidius ein Kloster errichten, die Abtei von Saint-Gilles. Der Hl. Ägidius gehört zu den 14 Nothelfern und ist der einzige der nicht als Märtyrer starb. Zu erkennen ist er daher auf Abbildungen an den Insignien seiner Amtswürde (Mitra und Stab) und an der Hirschkuh, die ihm als besonderes Attribut beigegeben ist.

Döfering wurde am 19.01.1055 das erste Mal urkundlich erwähnt.  Lange Jahrhunderte gehörte man zum Erzdekanat Cham. Erst 1857 wurde Döfering dem Dekanat Waldmünchen zugeteilt. Heute gehört man wieder zum Dekanat Cham. Ein schwarzer Tag in der Geschichte von Döfering war sicher der Fronleichsnamstag 1428 als unsägliches Leid über Volk und Kirche durch die einfallenden Hussiten gebracht wurde. Die wilden Kriegshorden raubten, plünderten und zündeten den Ort an, so dass dieser den Flammen zum Opfer fiel. Der Hussenbierl zwischen Döfering und Haschaberg erinnert noch heute an diese schreckliche Zeit. Aufgrund der Zugehörigkeit zur Kurpfalz musste die Bevölkerung den evangelischen Glauben annehmen. Im Jahr 1625 wurde Döfering wieder katholisch. Von 1641-1733 wurde das zwischenzeitlich verarmte Döfering von Pemfling seelsorgerlich versorgt. 1903 wurde Döfering zur Expositur mit erweiterten Rechten.  1924 wurde Döfering dann zur Pfarrei erhoben und darf im kommenden Jahr sein 100- jähriges Bestehen als Pfarrei begehen.

Die Pfarrkirche musste über die Jahre hinweg immer wieder neu errichtet werden. Wie genannt brannte die Kirche schon 1428 völlig ab. Die neu errichtete Kirche war um 1704 wieder so baufällig, dass ein Neubau anstand. 1817 wurde das Gotteshaus durch einen Sturm schwer beschädigt. Ein erneuter Brand im Jahr 1854 verschonte Dorf und Kirche nicht. Die Glocken von Döfering wurden 1917 und 1942 jeweils in den Kriegswirren beschlagnahmt und eingeschmolzen. Schon am 04.01.1950 konnten die neu beschafften Glocken eingeweiht werden, so dass Döfering innerhalb von nur 95 Jahren dreimal neu Glocken beschaffen musste. Der ab 1854 errichtete Kirchenneubau wurde für Döfering zu klein so dass ab 1961/62 eine aus heutiger Sicht für die damalige Zeit zwar moderne aber misslungene Neugestaltung, welche zu technischen Problemen und irreparablen Schäden führte.

In den Jahren 1990-1992 wurde die Kirche unter Leitung von Pfarrer Erwin Bauer und der damaligen Kirchenverwaltung   so umgebaut, wie sie heute noch zum großen Teil zu sehen ist. Für die Ausführung konnten der Architekt Sigi Wild und der bekannte Bildhauer Hans Wurmer gewonnen werden. Die Gestaltung des Innenraumes wurde von Bildhauer Hans Wurmer entwickelt und mit der Architektur abgestimmt, wobei Teile der historischen Kirchenausstattung integriert wurden.

Vom Künstler Hans Wurmer wurden ausgeführt: Volksaltar, Ambo, Tabernakel Stele, Taufstein, Wandtabernakel für die hl. Öle, Osterleuchter, Apostelleuchter, Altarleuchter, Sedilien, Stuhlwangengestaltung, Glasmalereifenster und Steinfigur des Kirchenpatrons.

Ab 1996 wurde farbig gestaltete Glasfenster eingebaut und in einer Nische am Westgiebel eine Steinfigur von St. Ägidius eingelassen. 1998 wurde mit der Anschaffung einer vierten Glocke die Neugestaltung der Pfarrkirche abgeschlossen werden. Im Jahre 2002 wurde dann die heutige Orgel eingeweiht. Unter dem jetzigen Pfarrer, Alfons Eder fand die letzte Baumaßnahme 2008 mit der Kirchturmsanierung satt sowie 2011 der Neubau des Döferinger Pfarrheims. Dass die lebendige Döferinger Kirche von einem Museum wie es vielerorts schon der Fall ist weit entfernt ist, machte schon der damalige Pfarrer Erwin Bauer 1999 in seinem gelungenen Grußwort im damaligen Kirchenführer deutlich. „Unsere Kirche ist ein Sinnbild: Die eigentliche Kirche aus lebendigen Steinen sind wir- alle Getauften und Gefirmten. Jeder hat seinen Platz, an dem er gebraucht wird. Nur alle zusammen sind wir Kirche. Unsere Kirche zeigt uns, dass der Himmel offen ist: Wenn wir uns zur Eucharistie versammeln, zerreißt für einen Moment der Vorhang zwischen Himmel und Erde“

 

 

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