Neustrukturierung der Pfarreien steht an

Regionaldekan Holger Kruschina macht sich bei „Großer Visitation“ ein Bild von Pfarreiengemeinschaft

Alle zehn Jahre wird in den Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften die Pastoralvisitation oder „Große Visitation“ durch den zuständigen Regionaldekan vorgenommen. Aus diesem Anlass war der Rodinger Stadtpfarrer und Regionaldekan Holger Kruschina in die Pfarreiengemeinschaft Schönthal, Döfering und Hiltersried gekommen. Grundgedanke sei es, im „Auftrag des Bischofs vorbeizuschauen und ein wohlwollendes und interessiertes Auge auf die Seelsorgearbeit zu haben“. Das sei von Haus aus keine Spassveranstaltung, wenn jemand prüft und schaut, ob alles in Ordnung ist. Gleichzeitig solle aber auch das Gefühl gegeben werden, dass die Arbeit und das kirchliche Wirken gesehen wird. Der Visitation vorausgegangen waren eine Aufforderung an die Pfarrgemeinderatssprecher und Kirchenpfleger eine Einschätzung bezüglich der Seelsorge und der Zusammenarbeit mit Pfarrer Alfons Eder abzugeben sowie ein ausführlicher Bericht von Pastoralreferentin Rosa-Maria Roth und Pfarrer Eder zur Situation in der Pfarreiengemeinschaft.

Im Anschluss an die Besprechung mit Pfarrer Alfons Eder feierte der Regionaldekan in der Schönthaler Pfarrkirche einen Gottesdienst mit Gläubigen aus der gesamten Pfarreiengemeinschaft, darunter insbesondere die Pfarrgemeinderäte und Mitglieder der jeweiligen Kirchenverwaltungen. Musikalisch umrahmt wurde die Abendmesse von Evi Mauerer an der Orgel und gesanglicher Begleitung durch Pastoralreferentin Rosa-Maria Roth. Den Lektorendienst übernahm der Hiltersrieder Pfarrgemeinderatssprecher Josef Reitinger. In seinen in der Predigt an die Gottesdienstbesucher gerichteten Worten ging Pfarrer Kruschina auf die Lesung und das Evangelium ein. Diese erzählten von zwei Propheten, der eine sei Jeremia der sich nach seiner Berufung in einer Notsituation befunden habe. Gegen das etablierte Priestertum und den Königshof zu prophezeien habe ihn schmerzliche Erfahrungen machen lassen und ihn in Gefangenschaft gebracht. Prophet im Alten Testament sei kein vergnügungssüchtiger Beruf gewesen und dennoch habe Jeremia nicht aufgegeben, an Gott als Retter zu glauben. Der zweite Prophet sei Jesus gewesen. Sein prophetisches Tun zeige sich im vorgetragenen Evangelium in der Ahnung des baldigen Todes und der Auferstehung. Die Evangelisten wären sich dieser Worte im Nachhinein und in Erinnerung an das Erlebte bewusst geworden. Das Erlebte weiterzugeben und von Erfahrungen mit Gott zu erzählen werde künftig vermehrt Bedeutung in der Glaubensweitergabe beizumessen sein. „Warum stehen wir in unserem Leben zu Gott und zu unserem Glauben?“ müssten sich die Gläubigen fragen. Gleichzeitig müssten sie den Mut haben, „die eigene Lebens- und Glaubensgeschichte mit Gott zu erzählen und nicht nur das Glaubensbekenntnis herunter zu rattern.“ „Geben Sie Auskunft von Ihrem Glauben und erzählen sie davon!“ appellierte der Geistliche an die Gottesdienstbesucher. Den bitteren Kelch des Leibes Christus zu trinken, ihm nachzufolgen und Christ zu sein sei mehr denn je Herausforderung aber auch Ermutigung. Es brauche Menschen für die sehr konkrete Nachfolge, Menschen die den durchaus bitteren Weg mitgehen und im Glauben vorangehen. Dabei dürften sich die Gläubigen sicher sein, auf dem persönlichen Lebensweg nicht allein zu sein, gerade da wo es schwierig ist und nicht nur heute in der Zeit der Corona-Pandemie. „Warum ist das so? Warum lässt Gott das zu?“ Diese Fragen könnten nicht beantwortet werden. Aber Jesus sichere zu, in der persönlichen Not nicht allein auf diesem schweren Weg unterwegs zu sein.

Anschließend an die Eucharistiefeier ging Regionaldekan Holger Kruschina im Beisein der Pfarrgemeinderatssprecher, der Kirchenpfleger, von Pastoralreferentin Roth und Pfarrer Eder auf die Entstehung und die Intention der „Großen Visitation“ ein. Diese sei als Antwort auf die Reformation und Anprangerung der kirchlichen Missstände auf dem Konzil von Trient beschlossen worden. Im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils habe man die heutigen Strukturen eingeführt und die Unterteilung in Dekanate vorgenommen. Diesen wurden die Regionaldekane vorangestellt. Durchgeführt werden die Pastoralvisitationen alle zehn Jahre. In deren Rahmen müssten durch den Pfarrer umfangreiche Stellungnahmen abgegeben und Fragen beantwortet werden. Auch die Kirchenpfleger und Pfarrgemeinderatssprecher hätten einen Beitrag zu leisten. Zum Ende aller Pastoralvisitationen würden die Erhebungsbögen mit dem Bischof besprochen und ausgewertet. Einzelne Pfarreien besuche der Bischof abschließend und ginge dabei auf Schwerpunkte ein.

Als einen Hauptpunkt griff Pfarrer Kruschina die seit langem anstehende Renovierung der Pfarrkirche Schönthal auf. Die zeitlichen Verzögerungen hätten vielfache Gründe. Dazu zählten unter anderem der Anspruch auf einen Kinderkrippenplatz mit Auswirkung auf die kirchlichen Träger über Jahre hinweg, erhebliche notwendige Umstrukturierungen in den Baureferaten und Maßnahmen zur Offenlegung von Finanzwerten. Im Baureferat habe man viele neue Stellen geschaffen um gegen zu wirken und den Bearbeitungsstau aufzulösen. Das brauche jedoch Zeit. Eine Entschuldigung für eine mangelhafte Informationspolitik und Verschiebung auf die lange Bank könnten diese Argumente jedoch nicht sein.

Mit Blick auf die allgemeine Situation der katholischen Kirche ging der Regionaldekan auf den immer größer werdenden Priestermangel und die Veränderung in der Pfarreienstruktur ein. Nach dem enormen Zuwachs an Gläubigen und Priestern in den letzten 150 Jahren, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg durch Zuwanderung aus den Ostgebieten und Großfamilien mit zahlreichen Kindern, habe man einst größere Pfarreien in viele kleine Pfarreien aufgeteilt. Heute hingegen, bedingt durch eine vollständig umgedrehte Alterspyramide bei oftmals nur einem Kind und in einer Zeit des schwindenden Glaubens, mache sich konsequenter Weise Priesternachwuchs rar. In der Folge müsse sich die Struktur wieder zurück zu größeren Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften entwickeln. Dieser negative Trend sei aber nicht nur bei Priestern, sondern auch bei Diakonen und Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten und somit Berufsgruppen mit Familie festzustellen. Gleiches gelte für die evangelischen Christen. In Roding besuchten von 1200 evangelischen Christen nur 10 – 15 Personen sonntags die Messe. Das Übrige leisteten Finanzskandal und Missbrauch in der Kirche, obwohl alles daran gesetzt werde die Missstände aufzudecken.

In allen drei Pfarreien hat sich die Katholikenanzahl in den vergangenen 10 Jahren verringert, in Schönthal um 4 Prozent, in Döfering um 3 Prozent und in Hiltersried um 8 Prozent. Das Saldo zwischen Verstorbenen und Taufen ist dabei in Schönthal ausgeglichen, in Döfering positiv und in Hiltersried negativ. Erfreulich stellte Pfarrer Kruschina den wöchentlichen Schülergottesdienst in der Grundschule Schönthal, den Kinderbibeltag in Hiltersried und die starke Ministrantenzahl in allen drei Pfarreien dar. Wichtig sei es, Kindern und Jugendlichen ein positives Kirchenbild zu vermitteln und ihnen die Kirchentür offen zu halten. Als Verbesserungsvorschläge regte er in Schönthal und Hiltersried einen Besuchsdienst wie in Döfering sowie einen Nachtaufgottesdienst in allen Pfarreien mit jährlich wechselndem Impuls an. Die modern gestaltete Internetseite sollte mit weiteren Informationen, z. B. wohin wende ich mich bei einer Taufe und aktuellen Terminen, ausgestaltet werden.

In der offenen Diskussionsrunde wurde die stets schwierige Kandidatensuche für die Pfarrgemeinderats- und Kirchenverwaltungswahlen angesprochen. An den Gremien sollte Pfarrer Kruschina zu Folge nach Möglichkeit zur Unterstützung des Pfarrers festgehalten werden. Eine Bestätigungswähl wäre zumindest ausreichend und würde das Verprellen von Kandidaten verhindern.

Zum Thema Begrüßung von neuen Pfarrangehörigen meinte der Regionaldekan auf Nachfrage, dass diese persönlich oder durch ein Anschreiben mit einem aktuellen Pfarrbrief und dem Angebot auf eine Haus- oder Wohnungssegnung erfolgen könnte.

Pfarrer Eder gab bekannt, dass es eine neue Pfarreienplanung geben wird. Die Frage, wie die Pfarreiengemeinschaft Schönthal, Döfering und Hiltersried in Zukunft aussehen wird konnte auch Regionaldekan Holger Kruschina zum aktuellen Zeitpunkt nicht beantworten. Beschlossen ist hingegen die Zusammenlegung der Dekanate Cham, Bad Kötzting und Waldmünchen zum Dekanat Cham zum 1. September 2021. Geplant ist, die Neustrukturierung der Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften bis 2033 abzuschließen.

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